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Schwiegersöhne und andere 68er

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Der heutige Kulturdezernent Felix Semmelroth als Student.

Der heutige Kulturdezernent Felix Semmelroth als Student. © privat

Wie dice Aufbruchstimmung vor vier Jahrzehnten auf Frankfurter Stadträte wirkte.

Von MATTHIAS ARNING

Vielleicht ist es gut so wie es ist. Vielleicht aber ist es auch nur besser, als wenn es anders wäre. Sei'due south drum, wenn nicht jede Schwiegermutter dieses Foto im Cyberspace sehen kann, weil nicht jede einen Zugang lid. Nicht auszudenken, was im Vorzimmer des Kulturdezernenten los wäre. Sämtliche real existierenden wie auch potenziellen Schwiegermütter würden das Konterfei des Stadtrats aus einer Zeit, in der er noch nicht Stadtrat gewesen ist, gleich ausdrucken, es den eigenen Töchtern auf den Frühstückstisch stellen und sich auch nicht den Kommentar verkneifen: Mit and then einem könne sie schon ankommen. Mit so einem wie dem jungen Felix Semmelroth. Lange Haare, freundliches Lächeln, intellektueller Habitus - aus diesem Stoff lassen sich wohl Schwiegersöhne machen.

Das Foto zeigt Semmelroth, Jahrgang 1949, als jungen Erwachsenen, der das Jahr 1968 als Abiturient in seiner Heimatstadt Kassel und als Erstsemestler in Marburg erlebt chapeau: "Es war eine Zeit des Aufbruchs, der kulturellen Umbrüche und der Euphorie."

So zumindest chapeau es der Kulturdezernent in Erinnerung. Und so gibt er über diese Stage seines Lebens auf der Homepage der Stadt Frankfurt bereitwillig Auskunft. Gleichsam als Beitrag zu der Ausstellung "Die 68er - Kurzer Sommer, lange Wirkung", die seit nunmehr einer Woche im Historischen Museum zu sehen ist und trotz des antimusealen Wetters einen ordentlichen Besucherzuspruch verbucht.

Dice Stadtregierung teilt sich dice Verarbeitung von 1968, diesem Jahr, das eine Zeitenwende in der damals noch unreifen Republik markiert. Eine Zäsur, die von Frankfurt am Master aus ihren Anfang nahm. Mit Jutta Ebeling. Die Bürgermeisterin erzählte am Dienstagabend in der Stadtbibliothek, wie sie dieses 68 erlebt hat: "In meiner Erinnerung ist 1968 eine öffentliche Inszenierung der Männer gewesen", blickte die Grüne zurück und setzte hinzu: "Und das ist es bis heute geblieben."

Kein SDSler, wohl aber ein DJDler ist zu diesem Zeitpunkt Volker Stein gewesen. DJD steht für Deutsche Jungdemokraten und human kann ahnen, dass das eine Vorläuferorganisation der heutigen Jungen Liberalen state of war. FDP-Mann Stein, Jahrgang 1950, stand den raubeinigen SDSlern allerdings in nichts nach, wenn es um den Widerstand gegen die Notstandsgesetze ging: "Unsere politische Arbeit", berichtet der heutige Ordnungsdezernent, den man auf dem Schwarz-Weiß-Foto aus damaligen Tagen durchaus mit Helge Schneider verwechseln könnte, habe sich gegen dieses Gesetzesvorhaben der Großen Koalition in Bonn gerichtet.

Warum ihm zu der Frage, wo er selbst 1968 erlebt habe, nichts einfällt, erläutert Stadtkämmerer Uwe Becker mit einem Bild, das ihn als Infant zeigt: Becker ist am 31. Juli 1969 in Bad Homburg geboren. Dafür antwortet der Etatwächter dann auf die Frage, ob das Jahr 68 Einfluss auf dice eigene Biografie gehabt habe, umso ausführlicher. Mancher Leser mag sich an die letzte Haushaltsrede des CDU-Politikers erinnern: "Das Entgleiten der intellektuellen Auseinandersetzung an den Rändern der 68er Bewegung in gewalttätiges Handeln sowie ein überbordend grundsätzliches in Frage stellen jeglicher Normen und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, hat für mich bereits früh in umgekehrter Weise dice Motivation bewirkt, mich für eine wertebezogene und friedlich-freiheitliche und demokratische Politik in unserem Land zu engagieren." Da holt human doch gerne besser nochmal kräftig Luft.

Eine ganz ähnliche Wirkung hat 68 übrigens auch auf Planungsdezernent Edwin Schwarz, Jahrgang 1948, gehabt. Er beschloss nach der Erfahrung von Straßenkampf und Hausbesetzung, sich der CDU anzuschließen. Damit sollte die Sache allerdings nicht erledigt sein: "Im Rahmen meines Politikstudiums habe ich dann den Schwerpunkt Marxismus/Leninismus gesetzt."

Für Kulturmann Semmelroth gibt es über die Nachbeben überhaupt keine Zweifel: "Gerade die Musik der Zeit, ihre ungemeine Lust an der Körperlichkeit (besonders der Rolling Stones, zum Beispiel: Jumpin' Jack Wink), haben nachgewirkt."

Ob aber das Bild vom Studenten Semmelroth Nachwirkungen bei irgendwelchen Schwiegermüttern hatte, erschließt sich dem Nutzer der städtischen Internet-Seite www.stadt-frankfurt.de leider nicht. Nicht einen Augenblick hegt aber der Betrachter Zweifel an möglichen Konsequenzen, der das Foto von Volker Stein sieht.

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Source: https://www.fr.de/politik/schwiegersoehne-andere-68er-11592201.html

Posted by: williamswelice.blogspot.com

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